Autorennen Formel G (Gravitation).
Als Konsequenz der CO2- und Feinstaubdiskussion findet der diesjährige Grund Prix ausschließlich in der Formel G statt. Die Formel G beschreibt eine bestimme Art von Fahrzeugen, die ausschließlich von der Schwerkraft angetrieben werden. Eine Gattung ist z.B. die sogenannte "Seifenkiste". Das detaillierte Reglement kann unter www.fleurbleu.de/t011.htm eingesehen werden. Die wichtigsten Punkte sind zusammengefasst wie folgt: Ein Rennteam besteht aus maximal 2 Personen und einem Fahrzeug. Zugelassen sind vierrädrige Fahrzeuge, die vom Fahrer durch Muskelkraft selbständig wieder zum Start gebracht werden können. Bei der Talfahrt dürfen die Fahrzeuge ausschließlich durch die Schwerkraft bewegt werden. Persönliche Schutzausrüstung ist Pflicht. Jedes Team ist für Fahrer und Fahrzeug verantwortlich. Es gibt ein freies Training, ein Qualifying und das Finale.
Die folgenden Regeln gelten für den Grund Prix von Leidersbach, ausgetragen am 4. September 2009 um 16:00 Uhr auf der Rennbahn im Gründchen (Roßbach).
Ein Rennteam besteht aus 2 Personen: Fahrer und Techniker (bzw. Fahrerin und Techniker, Fahrer und Technikerin oder auch Fahrerin und Technikerin). Der Fahrer muss dabei ferienspielberechtigt sein. Der Techniker ist idealerweise erziehungsberechtigt und Formel G sachverständig.
Rennteams, die nur aus dem Fahrer bestehen, sind zugelassen. Auf etwaige Nachteile beim Boxenstopp kann die Rennleitung jedoch keine Rücksicht nehmen.
Zugelassen sind Fahrzeuge, die beim Rennen ausschließlich durch die Schwerkraft (genauer: Hangabtriebskraft) angetrieben werden. Weiterhin müssen die Fahrzeuge so beschaffen sein, dass sie vom Fahrer selbständig durch Muskelkraft wieder zur Startlinie zurück gebracht werden können.
Alle Fahrzeuge müssen auf vier Rädern fahren. Ausnahmen können von der Rennleitung auf Antrag zugelassen werden. Bremsen sind erlaubt.
Die Teams müssen für eine dem Fahrzeug angemessene persönliche Schutzkleidung des Fahrers sorgen. Das ist z.B. Helm, Schoner usw. Jedes Team ist für Fahrer und Fahrzeug selbst verantwortlich.
Der relativ späte Renntermin lässt für die Teams reichlich Ferienzeit, ihr Gefährt aufzupimpen um in der Kategorie "Originalität" zu glänzen. Die Rennleitung begrüßt Eigenkonstruktionen ausdrücklich!
Während des freien Trainings können sich die Teams untereinander und mit der Rennstrecke bekannt machen. Jetzt dürfen noch bauliche Veränderungen an den Fahrzeugen vorgenommen werden. Im freien Training darf die Rennstrecke von mehreren Fahrern gleichzeitig benutzt werden. Rücksichtnahme und vorsichtges Fahren wird vorausgesetzt.
Gerechtigkeit durch "normierte Fahrtzeiten": Nach dem freien Training wird die Normierungsfahrt gemacht. Dabei erhält jedes Fahrzeug ein indviduelles Handicap. (Mit Golfregeln kennen wir uns ja mittlerweile Alle aus ;-) Das Berechnungsverfahren kann vor dem Start bei der Rennleitung eingesehen werden. Mit dem Handicap wird die Nettowertung vorgenommen.
Das Qualifying ist die erste Zeitfahrt. Je nach Teilnehmerzahl wird eine oder mehrere Runden gefahren. Im Qualifying werden die Teilnehmer für das Finale ermittelt.
Am Finale nehmen maximal 6 Teams teil: Das sind die jeweils drei besten Fahrer aus Brutto und Nettowertung. Ist ein Fahrer in beiden Wertungen platziert, reduziert sich die Teilnehmerzahl somit um eins.
Es gibt drei Wertungen: (1) Bruttowertung, d.h. das schnellste Team gewinnt. (2) Nettowertung unter Berücksichtigung des Handicap, d.h. das beste Team gewinnt. (3) Subjektivwertung: ein unabhängiges, vor dem freien Training zu nominierendes Gremium vergibt eine B-Note für die "Originalität" der Teams auf einer Skala von 1 bis 5.
Der unumstrittene Gewinner des diesjährigen Grund Prix ist eindeutig -- der Regen.
Doch wie das bei solchen Veranstaltungen ist, gibt es immer auch einen harten Kern, der sich von kleinen Widrigkeiten nicht irritieren lässt. So gab es ein durchnässtes Häufchen unerschrockener Hasardeure, die das Rennen beherzt angingen. Doch schon während des freien Trainings setzte ein Starkregen ein, der die letzte Kampfeslust mit sich hinfort schwemmte. Letztendlich hat die Leitung das Rennen nach dem Qualifying abgebrochen. Im Sinne der Gesundheit war das eine vernünftige Entscheidung. -- Zu der grassierenden "Schweinegrippe" brauchen wir nicht auch noch eine herkömmliche Erkältung.
Die verfügbaren Fahrzeuge waren hochwertig, so dass für die Abfahrten alle beiden Streckenabschnitte A und B freigegeben werden konnten. Entgegen der anfänglichen Vermutung, stellte sich der Abschnitt B als der anspruchsvollere heraus. Das fahrerische Können der Piloten wurde aber nicht nur im B-Abschnitt, sondern auch in der Ostkurve herausgefordert. Hier zeigte sich eine solide Wagenkonstruktion, vor allem ein geringer Rollwiderstand und eine leichtgängige Radlagerung von Vorteil: Die Seifenkisten-Faustformel, dass große, harte Räder gut beschleunigen, hat sich rundum bestätigt.
Eine offizielle Bewertung der Fahrzeuge wurde nicht vorgenommen. Dennoch war ein Trend zu fantasievollen und durchgestylten Gefährten festzustellen.
Der Pokal wartet also noch auf seinen 'Graviator'. Und wie die Sache derzeit aussieht, wird es aller Voraussicht nach einen 2. Grund Prix geben. Doch das wird die Zukunft zeigen...
Text: Auszugsweise Veröffentlichung im Amts- und Mitteilungsblatt der Gemeinde Leidersbach.